Softwareentwicklung wird besonders spannend, wenn man die entwickelte Software selbst im Alltag einsetzen kann. Diese seltene Gelegenheit ergab sich für mich zu Beginn der letzten Volleyballsaison, als ich die Trainerposition beim DSW in der Oberliga übernahm. Während im Profi-Fußball und insbesondere im American Football datengetriebene Spielanalysen mittlerweile zum Standard gehören, ist die Datenlandschaft im Amateur-Volleyball weit weniger entwickelt. Es gibt weder umfassende Auswertungen noch eine standardisierte Datensammlung. Doch diese Saison beim DSW war anders: Nach nahezu jedem Spieltag flossen die Spielstatistiken in umfangreiche Auswertungen ein. Dabei verfolgte ich drei Hauptziele: (i) die Verbesserung meiner subjektiven Spielanalysen, (ii) mehr Transparenz in meinen Coaching-Entscheidungen und (iii) die Nutzung der Kraft der Daten.
Warum Daten im Amateur-Volleyball so wichtig sind
Nach einer Niederlage kreisen einem als Trainer viele Fragen im Kopf herum: Hätte ich eine andere Strategie wählen sollen? War der Fokus im Training falsch gesetzt? Lag es an der Aufstellung? Oder war es letztlich die Tagesform, die uns den Sieg kostete? Diese Fragen sind nicht nur legitim, sondern auch notwendig, wenn man sich verbessern möchte. Doch wie kann man solche Fragen objektiv beantworten, ohne sich auf Bauchgefühl und subjektive Wahrnehmungen zu verlassen?
Drei Gründe für datenbasiertes Coaching im Volleyball
- Verbesserung subjektiver Einschätzungen: Durch die Analyse von Angriffsquoten, Aufschlag-Effizienz und anderen Metriken bekomme ich ein klareres Bild der Stärken und Schwächen meines Teams. Dies hilft mir dabei, gezieltere Trainingseinheiten zu planen und während des Spiels bessere Entscheidungen zu treffen.
- Transparenz in Entscheidungsfindung: Daten bieten die Möglichkeit, Entscheidungen zu objektivieren und gegenüber dem Team und dem Verein zu begründen. Dies schafft nicht nur Vertrauen, sondern ermöglicht auch eine offene Diskussion über mögliche Verbesserungen.
- Liebe zu Daten: Als jemand, der im beruflichen Kontext bereits mit Datenanalyse und Softwareentwicklung zu tun hat, finde ich es faszinierend, wie Daten den Sport revolutionieren können. Sie bieten eine objektive Grundlage zur Leistungsbeurteilung und bieten neue Perspektiven, die man mit bloßem Auge nicht erkennen würde.
Wie ich Daten im Amateur-Volleyball nutze
Für die Datensammlung habe ich eine einfache Notation in einem Spreadsheet entwickelt, die automatisiert ausgelesen wird. Die Notation ermöglicht es mir, wichtige Spielaktionen in Echtzeit zu erfassen. Diese Daten werden nach dem Spiel in das Analyse-Tool eingelsen, das mir detaillierte Reports zu verschiedenen Aspekten des Spiels liefert. Um die Community zu unterstützen und anderen Trainern die Möglichkeit zu geben, ihre Teams ebenfalls datenbasiert zu analysieren, habe ich das Python-Tool auf GitHub veröffentlicht. Dabei lege ich besonderen Wert auf:
- Angriffseffizienz: Welcher Spieler hat die besten Angriffsquoten?
- Aufschlag- und Annahmeverhalten: Wie effektiv sind unsere Aufschläge und wie steht es um die Qualität der Annahmen?
- Positionsspezifische Auswertungen: Welche Spieler performen in welchen Rollen besonders gut?
Diese Daten helfen mir nicht nur, die Taktik für das nächste Spiel anzupassen, sondern auch, individuelle Trainingspläne für die Spieler zu entwickeln.
